Frustration stellt sich ein

Es gibt Tage an denen man überhaupt nicht aufstehen will und am liebsten den ganzen Tag im Bett liegen bleiben will, heute ist auf jeden Fall einer dieser Tage. Seit drei Wochen bin ich jetzt verdammt zum nichts und ich bin frustriert. Vor etwas mehr als zwei Monaten wäre ein typischer Samstag ziemlich genau so abgelaufen, wie der heutige Samstag abläuft: „Nichts tun“. Mein Leben hat sich aber geändert und dieser gezwungene Rückfall in die „alten Zeiten“ frustriert mich sehr. Ich will nicht auf der Couch liegen und nichts tun, am liebsten würde ich meine Laufschuhe anziehen und so weit laufen wie meine Füße mich tragen. An nichts denken, einfach nur laufen. Nur der Regen und ich.
Ich freue mich schon auf den Tag, an dem der Gips abkommt und ich wieder Laufen gehen kann, doch das ganze hat gestern Abend eine unschöne Note bekommen.

Gestern Abend habe ich mich mit Freunden darüber unterhalten, was passiert wenn der Gips ab ist und ich wurde hart auf den Boden der Realität zurück geholt. Mir wurde berichtet, dass es erst nochmal ein paar Tage bis zu zwei Wochen dauern kann, bis man wieder ein normales Gefühl im Fuß hat und normal gehen kann. Mir war zwar klar, dass ich erst im neuen Jahr wieder Laufen kann, aber das Gespräch hat mir einen Tiefschlag verpasst.
Bisher habe ich das alles immer runter gespielt, habe versucht alles zu ignorieren und mir selber eingeredet, dass es nicht lange dauern wird, bis ich wieder voll loslegen kann, auch wenn das zugegebener Maßen eine sehr naive Sicht auf die Dinge ist. Eine Sicht, die ich anscheinend aufgebaut habe, um nicht vollends demotiviert zu sein.

Seit gestern ist mir aber aber klar, dass es genau so nicht sein wird. Selbst wenn am 20. der Gips ab kommt, ist der Knochen nach wie vor nicht vollständig geheilt, dass wird nochmal zwei Wochen dauern. Auto fahren oder normal laufen nach dem 20. kann ich mir erst mal abschminken, da ich den Fuß nicht voll belasten kann, selbst wenn ich es wollte. Meine Muskeln und Sehnen im rechten Bein sind nach den vier Wochen normale Belastungen des Alltags nicht mehr gewohnt und in irgendeiner Art und Weise verkümmert, vielleicht wird auch noch eine Physiotherapie nötig, aber ich bin ja kein Mediziner und spekuliere hier nur. An Lauftraining ist vorerst nicht zu denken. Gestern habe ich das ganze aber nicht vollständig realisiert, erst als ich heute aufgewacht bin war mir das ganze vollkommen klar.

„Wie geht es weiter?“ ist die große Frage, die ich mir heute selber gestellt habe und es ist sehr schwer eine Antwort zu finden. Wenn ich Anfang des nächsten Jahres wieder Laufen können sollte, werde ich wahrscheinlich wieder bei Null beginnen dürfen. Es sind dann noch ca. 4 Wochen bis ich irgendwie 10 km schaffen muss. Unter normalen Voraussetzungen würde ich sagen, dass ich das locker schaffen kann, die Voraussetzungen sind aber nicht normal, ich muss langsam wieder anfangen um nicht sofort wieder eine Verletzung zu riskieren. Meine Muskeln und Sehnen sind keinerlei Belastungen mehr gewöhnt, schon gar nicht meine fast 110 kg 60-90 Minuten am Stück durch die Gegend zu tragen.
Ich habe gerade einfach nur Angst. Ich habe Angst davor, vor mir selbst zu versagen. Ich habe Angst davor, es nicht mehr zu schaffen meine Ziele zu erreichen. Ich habe Angst davor, mich wieder zu verletzen. Ich habe Angst davor, zu viel von mir selber zu erwarten, hinter meinen Erwartungen zurück zu bleiben und die Motivation zu verlieren. Ich habe einfach Angst vor mir selbst zu versagen und ich weiß nicht was ich dagegen tun kann.
Ich sollte einfach alles lockerer angehen und mir mehr Zeit geben wieder auf die Beine zu kommen, aber das würde auch bedeuten, dass ich die Winterlaufserie absagen müsste und das will ich nicht. Die Winterlaufserie ist etwas, auf das ich mich bis jetzt sehr gefreut habe und immer noch sehr freue und ich will erst mal daran festhalten, auch wenn dieses Ziel gerade unerreichbar weit entfernt scheint. Ich werde auf jeden Fall versuchen nicht zu übertreiben, das Laufen wieder langsam anzugehen und mich selber nicht zu überfordern, auch wenn ich jetzt sofort am liebsten eine 13 km Runde um den Baldeneysee drehen würde. Bis dahin muss ich versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich sollte daran denken, was ich bis jetzt erreicht habe. Es muss ja irgendwie weitergehen und ich werde weitermachen.

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