Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, hat meine Laufaktivität stark nachgelassen seit dem Marathon. Die ersten 2 Wochen nach dem Marathon mag das vielleicht normal sein, inzwischen müsste ich aber längst wieder zu alten Gewohnheiten und Umfängen zurückgekehrt sein. Seit dem Marathon habe ich nur einmal mehr als 30 Wochenkilometer zurückgelegt, meistens waren es jedoch nur 25 Wochenkilometer. Nur zum Vergleich: Während der Marathonvorbereitung waren es fast immer über 60 Kilometer die Woche verteilt auf 4-5 Trainingseinheiten die Woche. Abgesehen davon habe ich mich wie ein Vollidiot ernährt und wieder zugenommen (103kg), aber was will man bei Junk/Fastfood & Süßigkeiten anderes erwarten. Ich habe lange drüber nachgedacht woran es wohl liegen mag und ich glaube auch, dass ich die Ursache gefunden habe.
Ich bin zur Zeit auf der Arbeit wieder im Schichtdienst und habe wechselnde Schichten. Ich habe keinen festen Schlafrhythmus und keinen festen Tagesablauf. Nach der Frühschicht bin ich meistens so müde, dass an Laufen oder irgendwas anderes nicht mehr zu denken ist. Selbst wenn ich Spätschicht habe, fühle ich mich meist so kaputt, dass jeder Wecker ignoriert wird und ich erst dann aufstehe, wenn ich wirklich Gas geben muss um noch geduscht & pünktlich auf der Arbeit zu sein. Falls ich doch mal früher wach bin, zwinge ich mich selbst Laufen zu gehen, ich habe aber meisten nicht von alleine den Willen dazu. Früher ging ich gerne laufen und freute mich darauf, heute muss ich mich fast immer dazu zwingen die Laufschuhe zu schnüren. Ich versuche einen Trainingsplan zu verfolgen und mich optimal auf den Zoolauf am 1.7. vorzubereiten, lasse aber eine Trainingseinheit nach der nächsten ausfallen, bin dadurch frustriert und habe das Gefühl noch mehr Laufen zu müssen. Die Arbeit laugt mich aus und ich fühle mich ausgebrannt. Ich bin immer erschöpft, müde und unmotiviert. Ich habe das Gefühl nicht mehr abschalten & entspannen zu können. Ich brauche Urlaub. Wer mein Blog aufmerksam verfolgt hat, hat vielleicht mitbekommen, dass ich dieses Jahr noch kein einziges mal Urlaub hatte, ab morgen wird sich das ändern denn ich habe 2 Woche frei.
Ich glaube aber auch, dass noch etwas anderes Schuld an meiner Unlust hat. Ich glaube, dass ich in den letzten Wochen zu verbissen und vielleicht auch besessen war von meinem Traum den Berlin Marathon in unter 4 h Stunden zu laufen. Um den Marathon in 4 Stunden über die Bühne zu bringen muss ich einen Schnitt von 5:41 min/km laufen. Damit ich dieses Ziel erreichen kann, habe ich versucht fast jeden Trainingslauf schneller als diese 5:41 min/km zu laufen um meinem Körper zu signalisieren, dass hier noch mehr kommt. Ich schaue beim Laufen als ständig auf meine Uhr, kontrolliere meinen Pace, Herzfrequenz und gelaufene Distanz und laufe nicht mehr nach Gefühl. Vielleicht hatte ich einfach das Gefühl, dass der kleine Apparat an meinem Handgelenk mein Läuferleben bestimmt und mir diktiert wie ich zu Laufen habe. Das schlimmste daran ist, dass ich auf das Diktat gehört habe.
Gestern Abend war ich nach der Arbeit (also gegen 23:00) eine Runde Laufen, diesmal aber vollkommen zwanglos und ungeplant, einfach der Nase nach. Wenn eine Ampel rot war, ging es halt weiter geradeaus. Ich schaute nur selten auf die Uhr und eigentlich war mir auch egal was die Uhr mir anzeigte, ich lief vollkommen nach Gefühl… und es macht Spaß. Die Musik auf den Ohren und vollkommen zwanglos durch die Nacht zu cruisen war toll. Ich denke, dass ich dem Diktat des Forerunners ein Ende setzen werde und wieder Spaß am Laufen haben.
Gestern waren es dann doch noch 13.32 km, zurückgelegt in 1:16:28, Pace 5:46 min/km. Das wichtigste aber: Es hat Spaß gemacht! Vielleicht ist die Lust am Laufen wieder da…