Sonntagmorgen, 09:20: Mein Wecker klingelt, mitten in der Nacht. Das Prasseln auf den Dachschrägenfenster verheißt nichts gutes, Training steht an und es regnet. Das Handy sagt etwas von 17°C und Regen, den zweiten Teil weiß ich bereits. Augen wieder zu.
09:30: Der Wecker klingelt wieder, er ist erbarmungslos. Ich mache ihn schnell aus, Kathi schläft noch. Wenn ich pünktlich beim Training sein will muss ich jetzt aufstehen. Es folgt verschlafen die Routine: Badezimmer, Trainingssachen anziehen, Wechselsachen + Wasserflasche einpacken, Schlüssel nehmen, zum Auto (verdammt, doch kälter als gedacht!), einsteigen, los fahren. Mist, nur noch 10 min bis zum Trainingsbeginn, egal, passt mit etwas Glück und der richtigen Ampelschaltung trotzdem noch.
10:00: Gerade noch pünktlich fahre ich auf den Parkplatz am Stadtwald. Schnell tausche ich noch das Kurzarmshirt gegen das mit langen Ärmeln, schon komisch wenn man dran denkt, dass der heißeste Tag des Jahres gerade mal eine Woche her ist. Die anderen stehen schon am Start, abgesehen vom Trainer Peter sind noch Ute, Tyll, Jan und Thomas da. Peter sagt uns, was zu Laufen ist: 2 große Runden (eine Runde entspricht ca. 3.9 km), die erste locker, die zweite dann mit Tempo. Ich denke an letzte Woche, da war ich nach 5 km bei knapp unter 6min/km platt, das kann ja was werden.
Ich soll zusammen mit Thomas laufen, sofort geht es auch los. Ute, Jan & Tyll laufen wie immer zusammen vor, die ersten 400m noch gemächlich doch dann wird (wie jede Woche) beschleunigt. Dafür das wir „locker“ laufen sollen legt Thomas ganz schön Tempo vor, den ersten Kilometer haben wir nach 5:21 absolviert, noch ist der Puls unten. Nach dem zweiten Kilometer lasse ich Thomas ziehen, sein Tempo will ich nicht mitgehen, immerhin sollen wir in der zweiten Runde ja nochmal nachlegen und diese Runde eigentlich locker laufen. Kilometer 2 ist mit 5:32 schon besser, ich bin aber immer noch zu schnell für „locker“, ich nehme also nochmal etwas Tempo raus. Km 4 in 5:39, geht doch, ab jetzt heißt es einen Gang höher schalten und beißen, es wird hart, soviel ist klar. Ich gebe alles was ich kann,doch fast 4km sind auch lang. Der erste schnelle Kilometer ist mit 5:10 okay, ein wenig schneller geht aber noch. Kurz vor Kilometer 6 überhole ich auf einmal an einer Steigung Thomas, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich renne immer weiter, Kilometer sechs geht mit 5:05 vollkommen in Ordnung, ich kann bei Kilometer sieben sogar nochmals einen drauflegen und renne den in genau 5:01. Schlussspurt auf den letzten paar hundert Metern. Nicht nachdenken, nur atmen und laufen. Am Parkplatz stoppe ich die Uhr. Die letzten 800m bin ich mit einem Schnitt von 4:42 gelaufen, Wahnsinn.
10:45: Die anderen sind nicht am Parkplatz, ich warte ein wenig und gehe dann zu unserem Stammplatz am Berg, viel kann heute nicht mehr kommen nach dem Beginn. Wir dehnen uns ein wenig, machen ein paar lockere Skippings, dann kommt die Ansage von Peter: 4 x 1000m.
11:00: Ich glaube es am Anfang nicht, doch wer Peter kennt, der weiß auch, dass er bei seinen Trainingsanweisungen nicht scherzt. Gut, dann rennen wir halt noch 4x1000m. Tyll soll uns (sprich Ute und Jan) diesmal „jagen“, wir bekommen 20 Sekunden Vorsprung mit auf den Weg. Ich denke nicht nach als es los geht, ich schalte ab und renne einfach. Nachdem wir am „Ziel“ angekommen sind steht fest, dass es nur ca. 915m sind. Zusammen gehen wir zurück, am Start geht es sofort wieder los. Ich kämpfe. Die letzte Wiederholung ist die schwerste (und meine langsamste), ich habe mich aber gut gehalten:
4:31, 4:31, 4:29 & 4:34 sind die Pacewerte für die vier Wiederholungen. Ich bin echt gut fertig. Wir laufen uns noch aus, dann geht es nach Hause. Ich ziehe mir am Wagen schnell eine lange Hose über und wechsle das nasse Langarmtrikot gegen ein trockenes Shirt mit kurzen Armen, langärmelig war definitiv die richtige Entscheidung heute. Es geht nach Hause. Ich fühle mich gut. Ich liebe hartes Training wenn mich jemand antreibt, ich verlasse gerne meine Komfortzone, ich will ja schließlich schneller werden und in der Gruppe kann ich mich besser quälen! Peter ist der Meinung, dass ich manchmal übertreibe und es lockerer angehen soll. Ich aber sage: Trainer, bitte quäl mich härter!