Sonntag hieß es für mich mal wieder Wettkampfzeit und diesmal war es eine Premiere für mich, noch nie war ich im Ausland bei einem Wettkampf am Start und dabei hatte ich doch schon so viel über die „Laufverrrücktheit“ der Niederländer gehört, jetzt sollte ich sie also auch erleben. Sonntag früh ging es dann mit Tyll, Ute & Peter nach Apeldoorn, Ute und ich wollten uns an dem 18.5 km Mini-Marthon versuchen, Tyll & Lisa (die kurzfristig für Jan eingesprungen war) an den „Acht van Apeldoorn“. Neben diesen Distanzen gab es noch einen kompletten Marathon, einen 27.5 km Lauf und natürlich einen Kidslauf, insgesamt waren 12000 (ja, Zwölftausend!) Teilnehmer am Start!
[iframe src=“http://www.gpsies.com/mapOnly.do?fileId=cubzxwqhwhexoyus&mapType=mapnik“ width=“600″ height=“400″ frameborder=“0″ scrolling=“no“ marginheight=“0″ marginwidth=“0″]Nachdem wir die Startunterlagen hatten mussten Ute und ich uns dann auch schon ein wenig sputen, am Start waren wir dann von verschiedenen Startblöcken überrascht und versuchten uns so sinnvoll wie möglich einzusortieren, im Endeffekt standen wir aber beide viel zu weit hinten und mussten uns nach dem Start mindestens auf dem ersten Kilometer über in Schlangenlinien fortbewegen. Nach dem Startschuss dauerte es erstmal ein paar Minuten bis ich überhaupt die Chance hatte über die Startlinie zu laufen, dank Nettozeitnahme aber kein Problem mehr.
Direkt nach den ersten 2 Kilometern begleitete mich dann Tyll auf dem Rad für den restlichen Weg, Peter war als Radbegleitung mit Ute unterwegs. Durch die Startblöcke war ich so weit hinten im Starterfeld gestartet, dass ich während des gesamten Wettkampfes andere Läufer überholte und das motiviert schon ordentlich. Die ersten drei Kilometer führte die Strecke durch die typisch niederländischen Randbereiche von Apeldoorn (schöne freistehende Häuser) und als ich noch auf dem ersten Kilometer das erste Mal auf meinen Forerunner schaute, war ich doch etwas irritiert: Mein Puls war schon nach 300m bei einem Pace von 5:00 min/km auf über 170 bpm hochgeschnellt, normalerweise viel zu hoch und ein Zeichen dafür, dass ich die leichte Erkältung doch nicht nicht 100%ig wieder los war.
Ich überlegte kurz etwas langsamer zu machen und verwarf den Gedanken dann aber schnell wieder, erstmal abwarten wie es so weiter läuft, langsamer machen konnte ich schließlich immer noch. Außerdem war das ganze ja ein erster Test für den Venloop Halbmarathon Ende März und ich wollte schauen, ob die 18.5 km in einem Tempo laufen kann, das sich in grob an meinem Bestzeittempo über die Halbmarathondistanz (5:06min/km) orientiert, auch wenn mir absolut klar ist, dass die Form momentan für 5:06 min/km noch nicht ausreicht.
Nach 4 Kilometern ging es dann aus der Stadt raus in den Hoge Veluwe, einem wunderschönen & riesengroßen Naturpark in den Niederlanden, der sowohl aus Heide-, als auch aus Waldflächen besteht. Ich denke, dass ich den Park im Frühjahr nochmal besuchen werde, diesmal bleiben dann aber die Laufschuhe zuhause und er wird dann aber mit dem Rad erkundet, aber zurück zum Wettkampf.
Normalerweise haben viele Menschen die Vorstellung, dass Holland fast komplett flach ist (was für die meisten Gegenden ja vielleicht auch stimmen mag), nicht aber hier, für uns Läufer ging es über den „De Kampsteeg“, der zweithöchsten Berg Erhebung der Provinz Gelderland, insgesamt ging es auf 110m über dem Amsterdamer Pegel. Durch mein Laufrevier in Essen bin ich Anstiege gewohnt, die meiste Zeit habe ich nicht mal richtig mitbekommenm, ob es jetzt hoch oder runter geht, bei Kilometer sieben merkte ich den „Berg“ dann aber schon. Mit 5:39 min/km war es der langsamste Kilometer des gesamten Wettkampfes.
Kurz danach war dann auch schon Kilometer 10 erreicht, hier hatte ich eine Durchgangszeit von 53:35 (5:21 min/km), bis hierhin lief es wie geplant. Auf der zweiten Hälfte des Rennens wollte ich das Tempo nochmal verschärfen und auch wenn ich Tyll bei Kilometer 8 zugerufen hatte, dass ich fertig bin, fühlte ich mich gut, es war ja schließlich ein Wettkampf, da darf man gerne auch mal in der Nähe seines Limits laufen. Nach dem Abbiegen auf die gesperrte Landstraße bei Kilometer 11 zog ich das Tempo an, die folgenden Kilometer waren 15-20 Sekunden schneller als mein Schnitt bisher. Es lief gut, der Durchschnittspace ich fühlte mich immer noch gut, so gut sogar, dass ich Kilometer 15 sogar in 4:56 und Km 16 in 4:59 absolvierte! Es ist ein echt geiles Gefühl bei einem Wettkampf über so eine Distanz am Ende noch genügend Reserven zu haben um den Endbeschleunigungsturbo zu zünden! Bei Kilometer 16 ging es dann auch wieder raus aus dem Wald und rein in die Stadt, jetzt nur noch 2.5 km das Tempo halten und schneller als ich dachte war ich auf der Start/Zielgeraden, also Endspurt! Nach 1:36:28 überquerte ich dann mit erhobenen Armen die Ziellinie, für mich war ich ein absoluter Sieger!
18.5 km, 1:36:28, 5:13 min/km
Im Zielbereich gab es dann zuerst eine Medaille als Lohn für die Mühen und eine perfekte Verpflegung im Nachzielbereich mit allem was man sich wünscht. Für mich ist er Wettkampf wunderbar gelaufen, auch wenn ich erkältungstechnisch noch leicht angeschlagen war, bin ich trotzdem hoch zufrieden mit dem Wettkampf: Ich konnte mein gewünschtes Tempo durchziehen, ich konnte in der zweiten Hälfte „negativ splitten“ wie es immer so schön heißt und wesentlich schneller laufen (1. Hälfte 5:18 min/km, 2. Hälfte 5:04 min/km) als die erste Rennhälfte. Vor allem war es aber ein Lauf über eine relativ lange Distanz, mein letzter Lauf mit einer Distanz über 16 km Länge war am 8. November 2012, damals waren es 16.92 km mit einem Pace von 5:36 min/km, bei weitem also nicht so schnell wie der Wettkampf jetzt. Ich hatte mir im Vorfeld schon ein wenig Sorgen gemacht, ob ich diese Distanz bei dem Tempo durchhalten würde, alles unnötig wie sich gezeigt hat.
Zum Schluss will ich noch sagen, dass die Holländer schon ein wenig verrückt sind, die machen aus so einer Laufveranstaltung eine Riesenparty, innerorts standen überall an der Strecke Menschen die einen angefeuert haben, Musikkappelen, die auch gerne mal „Devil in Disguise“ von Elvis zum besten geben und die Stimmung ist einfach klasse! Ich kann dem Midwinter Marathon in Apeldoorn auf jeden Fall als Wettkampf über egal welche Distanz empfehlen, in allen Wettkämpfen waren insgesamt 12000 Läufer am Start! Ich freue mich schon auf nächstes Jahr, jetzt geht es aber erstmal mit der gezielten Vorbereitung für den Venloop Halbmarathon los, da soll ja schließlich die Bestzeit fallen!
Was die anderen aus dem Team Essen ’99 gemacht haben erfahrt ihr wie immer auf unserer Homepage, danke auf jeden Fall an alle für den tollen Wettkampf!